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Schon mal darüber nachgedacht auf In-Ear umzusteigen?


Irgendwann kommt mal als Band zu dem Punkt, an dem man darüber nachdenkt, ob man vielleicht nicht doch auf In-Ears umsteigen soll oder nicht. In diesem Artikel möchte ich meine Gedanken dazu mit euch teilen.

Wieso sollte man über In-Ear-Monitoring nachdenken?

Ich selbst bin dieses Thema eigentlich rein zufällig reingerutscht. Die Band, in der ich damals eingestiegen bin (Mischkulanz) hatte bereits vor mir komplett auf In-Ears umgerüstet. Ich musste mir nur einen Empfänger und ordentliche Kopfhörer kaufen und es ging schon los. Da die komplette Band umgerüstet hat, haben wir uns damals sehr viel Schlepperei erspart, denn die Monitorboxen konnten ab sofort zu Hause gelassen werden.

Wenn man es geschickt plant, erspart man sich zusätzlich sehr viel Verkabelungsaufwand. Theoretisch könnte man nämlich die Sendeeinheiten gemeinsam mit dem Mischpult in ein 19 Zoll Rack einbauen und fix fertig verkabeln. In der Livesituation stellt man das Rack auf, versorgt es mit Strom und man braucht sich keine Gedanken mehr über das Monitoring machen (auf diese glorreiche Idee bin ich leider erst nach meiner Zeit in der Band gekommen).

Ich persönlich habe sehr genossen, dass man sich mit dem System frei auf der Bühne bewegen kann und überall den gleichen Klang hat. Es ist wesentlich leiser auf der Bühne und man hört wirklich alles, was man auch hören will. Wir kamen auch in einige Situationen bei denen der Livesound wegen der Location bedingt, alles andere als ideal war. Auf den Monitorsound konnten wir uns jedoch jedes Mal verlassen. Das gab uns immer ein Gefühl von Sicherheit auf der Bühne, da man nicht mehr von den Bühnengegebenheiten abhängig ist, ob man sich hört oder nicht.


Die Auslegung eines In-Ear-Systems.

Wenn man sich dazu entschieden hat, als Band auf ein In-Ear-System umzusteigen bleibt natürlich die Frage der Umsetzung: wie viele Kanäle braucht man? Genügt vielleicht ein Mix für alle? Die ideale Lösung wäre, wenn man für jeden Musiker einen Stereokanal reserviert. So kann jeder seinen perfekten Monitormix einstellen und diesen sogar im Stereofeld verteilen. Als Gitarrist würde ich z.B. meine Gitarre ganz leicht nach rechts schieben, die zweite Gitarre komplett nach links. Somit könnte man die Instrumente alleine schon durch die Position sehr gut unterscheiden. Aber diese Variante geht natürlich ordentlich ins Geld. Bei 5 Musiker benötigt man hier schon 10 Sendekanäle und auch 10 Ausgänge vom Mischpult. Der Aufwand explodiert in der Variante leider relativ schnell.

Ein Mix für alle, ist die günstigste Variante. Das würde ich aber auf keinen Fall empfehlen. Jeder möchte gerne sein Instrument am besten hören und mit dieser Variante wird niemand wirklich zufrieden sein. Ein guter Kompromiss wäre es, wenn sich Musiker die einen ähnlichen Mix benötigen, diesen zu teilen. Ein gemeinsamer Mix für Schlagzeug und Bass, wo Gesang und melodieführende Instrumente etwas im Hintergrund sind, wäre da eine Möglichkeit. Auch alle Sänger können sich einen Mix teilen und die Stimmen etwas stärker in den Vordergrund rücken (so haben wir es damals gehandhabt). Wenn‘s knapp hergeht können diesen Mix auch Gitarristen und Keyboarder nutzen. Besser wäre jedoch ein Dritter. In dieser Variante benötigt man „nur“ noch 6 Kanäle. Wenn man auf Stereo verzichtet sind es nur noch 3. Hier sollte das Budget entscheiden und bedenken, dass man immer noch nachrüsten kann, sollte man nicht zufrieden ist.

Die Nachteile von In-Ear-Monitoring?

Wenn man über In-Ear spricht, kommt immer wieder das gleiche Argument: man ist ja dann komplett vom Publikum geschottet.

Ich persönlich hatte nie dieses Gefühl, da wir meistens ein extra Publikumsmikro platzierten um das Livefeeling zu behalten. Ich empfand es nur störend, wenn das Schlagzeug nicht ordentlich mikrofoniert war. Wenn beispielsweise (so wie es auch oft üblich ist) nur die Basedrum abgenommen wird, hat man im Ohr auch nur die Basedrum. Man hört zwar leise den Rest vom Schlagzeug, es ist jedoch alles sehr unausgeglichen und klingt unnatürlich. Was ich daraus gelernt habe: auch wenn es für den Publikumssound nicht nötig ist, sollte man bei Verwendung von In-Ear dem Schlagzeug ein paar Mikros mehr spendieren.

Die Kopfhörer machen’s aus!

Wir hatten damals das LD MEI 1000 G2 System im Einsatz. Zu Beginn habe ich es mit den mitgelieferten Kopfhörern probiert, kam jedoch sehr schnell zur Erkenntnis, dass dies zwecklos ist. Die Hörer dichten nicht ordentlich, sitzen nicht perfekt und klingen komisch.


Im Proberaum lag auch ein paar besserer In-Ear-Kopfhörer herum, die ich testen konnte. Das war schon wesentlich angenehmer und besser, aber ich war immer noch nicht überzeugt. Das war ein gefährlicher Moment! Ich war verleitet zu behaupten: In-Ear-Systeme taugen nichts! Ich habe mich aber dann dazu entschieden, es ordentlich anzugehen und mir angepasste Kopfhörer von Ultimate Ears um ca. 500€ geleistet. Ich kann nur sagen: der Unterschied zu den anderen Kopfhörern war wie Tag und Nacht. Perfekter Sitz, perfekte Schallisolation und super Klang. Das Zeug kostet natürlich, ist jedoch sein Geld Wert. Es gibt auch angepasste Kopfhörer für ca. 300€. Ich habe zwar keine Erfahrung damit, bin jedoch überzeugt das auch die schon ein riesen Upgrade zu normalen Kopfhörern wären. Ich bin auf jeden Fall der Ansicht das ein In-Ear-System mit der Verwendung der Kopfhörer steht oder fällt!

Die Preisfrage!

Auf ein In-Ear-Monitoring mit passenden Kopfhörern ist nicht gerade günstig. Für ca. 280€ bekommt man einen Sender mit 2 Kanälen und einen Empfänger. Ein Empfänger alleine kostet dann noch ca. 180€. Diese Preise beziehen sich auf das Einsteigersegment und nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Natürlich ist man für das gesamte System für die Band relativ schnell jenseits der 1000 Euro und die Kopfhörer kommen da nochmal extra drauf. Aber! Drei gute Monitorboxen kosten euch auch gleich mal 1000 Euro.Gutes Monitoring ist auf jeden Fall teuer. Egal für welches System man sich letztendlich entscheidet.

 

Ich persönlich würde jedoch nicht mehr auf mein In-Ear-System und die angepassten Kopfhörer verzichten wollen.

 

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