In den letzten Monaten durfte ich viele neue Bands und Musiker kennen lernen und war für deren Sound zuständig. Ich darf euch vorweg verraten: ich habe jedes Mal dazugelernt und wirklich vieles erlebt. Darum ist es mir schon fast ein persönliches Anliegen, über den Ablauf eines Soundchecks und die Rolle des Tontechnikers zu schreiben.
Also, ihr habt für euren nächsten Gig einen eigenen Tontechniker? Ziemlich feine Sache! Aber kein Tontechniker ist ein Zauberer und dass euer Sound wirklich gut wird, hängt nicht nur von eurem Equipment und eurem Können, sondern noch von viel mehr ab. Ich habe für euch meine wichtigsten Punkte zusammengefasst. Und hier sind Sie nun: Meine persönlichen Empfehlungen für den euren nächsten Soundcheck!
1. Alles ausgemacht?
Irgendwas fehlt immer! „Ja, ja mein Mikrofon hab ich dabei! Was Mikroklemme? Ein Kabel? Ähhhm, nein das hab‘ ich jetzt nicht mit.“ oder „Wir brauchen aber noch eine zusätzliche Monitorbox, jeder braucht seinen eigenen Mix!“
Man kann schon mal was vergessen, aber prinzipiell sollte man halt schon seine sieben Zwetschken beieinander haben. Um das vorprogrammierte Chaos zu vermeiden, beachtet folgende Grundregel:
Bestenfalls wisst ihr VOR dem Auftritt, welches Equipment euch von der Location zur Verfügung gestellt wird. Im Idealfall nimmt jeder Musiker alles mit, um spielen zu können und sein Signal zum Mischpult zu bekommen. Für alle die sich jetzt nicht sicher sind was ich mit „alles“ meine – hier meine Checkliste:
Sänger:
Mikrofon, Mikroklemme, Mikroständer, XLR-Kabel zum Mischpult, Reservekabel
Gitarristen:
Gitarre, Ständer für Gitarre, Pedalboard, Verstärker, alle nötigen Stromkabel, alle nötigen Klinkenkabel, Verlängerungskabel / Stromverteiler, Gitarrenmikro + Klemme, XLR-Kabel zum Mischpult, Mikroständer für Gitarre, Ständer für Amp zum Schrägstellen,
Ersatzsaiten, Reservekabel
Bassisten:
Bass, Pedalboard, Verstärker, DI-Out (entweder im Amp integriert oder als DI-Box),
alle nötigen Klinkenkabel, Verlängerungskabel / Stromverteiler, Ersatzsaiten,
Reservekabel
Keyboarder:
Instrument inkl. Ständer, Hocker, alle nötigen Fußschalter, je nach Mischpult:
2 lange Klinken- oder XLR-Kabel zum Mischpult, 2 kurze Klinkenkabel, 2-Kanal DI
Box, Reservekabel
Schlagzeuger:
Teppich, gesamtes Drumset, Stimmschlüssel, Hocker, Sticks, alle Mikros die er
gerne hätte, Minimum an Mikros: Basedrummikro + Klemme + Mikroständer + XLR
Kabel zum Pult, Reservekabel
Wenn nämlich jeder dafür sorgt, dass er vor niemanden abhängig ist, kann auch nichts mehr schiefgehen. Sollte man gemeinsam mit anderen Bands spielen und sich das Equipment teilen, ist es immer ratsam sich vorher wirklich gut auszureden. Wenn man das alles beherzigt, ist bis zum Mischpult garantiert alles da.
Dann gehört nur noch vorab geklärt: wer stellt die PA mit Mischpult, wie viele Monitore sind nötig und wer nimmt diese mit? Wer nimmt die Stromkabel / Verteiler / XLR-Kabel vom Mischpult zur PA / Monitoring mit?
2. Seid pünktlich!
Traurig, dass ich diesen Punkt überhaupt erwähnen muss, aber es passiert in der Realität wirklich ständig. Ich weiß schon, Musiker sind notorische Zuspätkommer aber meist gibt es für den Soundcheck ein fixes Zeitfenster und eine Deadline, wann man fertig sein muss.
Wer pünktlich mit dem Soundcheck beginnt, hat dann auch ausreichend Zeit, sich mit dem Finetuning zu beschäftigen. Spielen mehrere Bands ist es noch viel wichtiger, pünktlich zu sein. Schon als Akt der Fairness gegenüber den anderen! Wer sich schon mal die Backline geteilt hat, weiß wovon ich spreche: Eigentlich ist alles aufgebaut, doch das Schlagzeug wird von der Band gestellt, die noch nicht da ist? In dem Fall warten alle beteiligten auf eine Person, das ist unnötig und verkürzt die gesamte Soundcheckzeit.
Die meisten Tontechniker werden dafür sorgen, dass die Bands, die pünktlich waren trotzdem einen ordentlichen Soundcheck bekommen. Unangenehm wird es letztendlich nur für die Verzögerer. Ich bin da beinhart.
3. Habt ihr euer Equipment im Griff?
Der eine Gitarrist bastelt erst noch sein Pedalboard zusammen, der andere zieht noch gemütlich neue Seiten auf. Das sind keine Märchen, sondern Szenen aus dem echten Leben - ehrlich!
Versucht so gut es geht, euer Equipment bereits im Proberaum im Griff zu haben. Das erleichtert allen Beteiligten das Leben und bewahrt euch vor peinlichen Situationen. Wer sich Zuhause auch schon mit den Einstellungsmöglichkeiten seines Verstärkers beschäftigt, kann den Sound schnell und sicher an die Gegebenheiten anpassen.
3. Es geht auch leiser!
Es muss krachen? Alles klar! Wenn euch der Tontechniker aber sagt, ihr sollt leiser drehen - tut es! Es ist keine Schikane, es hat einen Grund.
Vielleicht ist der Bühnensound schon zu laut, der Sänger hört sich nicht und/oder alles matscht? Befolgt die Anweisungen des Tontechnikers! Wenn ihr leiser dreht und die Amps mikrofoniert werden, kann euch der Tontechniker Platz für eure Stimme und Instrumente machen und den Matschhaufen aufräumen - ihr werdet euch alle besser hören! Ich versprech‘s euch!
Zu diesem Thema werden noch ein paar Artikel folgen, denn mit der Bühnenlautstärke in kleinen Locations steht oder fällt der Gesamtsound.
4. Nicht vordrängeln!
Jeder Tontechniker macht's anders - aber egal wie, hört einfach auf ihn. Wenn er die Drums braucht, dann braucht er jetzt die Drums und nicht ein Gitarren-Gefiedel im Ohr. Wenn der Soundcheck losgeht haltet euch bereit, damit ihr - wenn ihr dann dran seid - auch gleich loslegen könnt. Bitte nicht vorher beim Soundcheck der Bandkollegen zusehen und dann, wenn man an der Reihe ist, ganz überrascht sein und sein Instrument erst stimmen müssen, weil es jetzt plötzlich losgeht
Übrigens, dieser Comedian trifft den Soundcheck eigentlich ziemlich gut...
5. Check Check - eins, zwei, drei!
An die Sänger/innen: es ist wirklich völlig egal was du sagst, aber am Besten machst du einfach das, was du später auch tun wirst und sing einfach! Es bringt niemanden etwas, wenn du als Sänger beim Soundcheck feige bist. Du wirst später auch vorm Publikum singen, also wird es dir hoffentlich nicht peinlich sein, dass auch vor dem Tontechniker und deinen Bandkollegen zu tun. Also stimme einen Song an und leg einfach los! Singe auch die lautesten und leisesten Gesangsparts kurz an. Auch wenn du vielleicht nervös bist, nicht leiser singen als du es später tun wirst.
6. Alle zusammen. Jetzt!
Irgendwann kommt der Punkt an dem ihr einen oder mehrere Songs anspielen sollt. Vielleicht überlegt ihr euch schon im Vorfeld, welche Songs das sein werden - die Diskussion "was spielen wir" interessiert nämlich wirklich keinen. Tut euch selbst einen Gefallen, lasst lange Intros weg, legt die Songauswahl auf euren lautesten und euren leisesten Song und stimmt die wichtigsten Parts an. Der Soundcheck ist keine Probe! Also diskutiert nicht währenddessen, wie lange der Refrain dauert oder welche Akkorde gespielt werden müssen.
7. Nicht mogeln!
Der Soundcheck ist vorbei - nicht für euch? Untersteht euch, jetzt noch an euren Verstärkern herumzudrehen - dann war alles für die Katz'. Ja, vielleicht hört ihr euch dann noch besser, dafür hört sich sonst keiner mehr. Wenn ihr euch auf der Bühne nicht hört, gebt dem Tontechniker ein Zeichen. Es finden sich meist andere Wege, als den Verstärker lauter zu drehen. Der Griff zum Lautstärkeregler sollte immer die letzte Option sein!
Wenn Ihr diese Punkte beachtet, habt ihr garantiert einen reibungslosen und vorallem gechillten Soundcheck. Der Tontechniker wird euch sympathisch finden und sicherlich das Beste für euch rausholen. :-)